Lebenszeichen von Frank in Corona-Zeiten am Karsamstag, 11.4.2020

Frank Witzel
3 min readApr 11, 2020

Heute haben Ulrike und ich ein wenig die Grenzen abgewandert, die es neben der Straße mit den Grenzpolizisten auch noch gibt.

Wir dachten vor nicht allzu langer Zeit, dass die Grenze eventuell mal geschlossen werden könnte, um Migration von Geflüchteten zu verhindern. Nun kam es mit Corona ganz anders … und alle halten sich daran.

Ich selbst denke neben den ethischen Aspekten, über die ich an den Vortagen etwas geschrieben habe, heute besonders an die Seelsorge in Zeiten von Corona. Es tut mir leid, dass der Tod durch Corona nicht schön ist, dafür aber sehr einsam. Ich halte die Sterbefälle auf den Intensivstationen auf dem Hintergrund der Informationen, die wir über die Medien bekommen, in den meisten Fällen im Grunde für Herausforderungen der Palliativmedizin und der Hospizbegleitung. Das möchte ich auch für mich so festhalten. Ich müsste mich um eine Patientenverfügung kümmern …

Manche Grenzen sind so ein kleiner Schritt. Sie sollten mit Leichtigkeit überschritten werden.

Heute faste ich ja noch. Es gelingt mir mit Leichtigkeit, obwohl sich sehr gern genussvoll esse und trinke.

Ich muss dabei daran denken, dass mir viele alte Menschen in der Seelsorge begegnet sind, die einfach in der letzten Lebensphase nicht mehr essen wollten. Ich glaube, dies ist ihr eigener Wunsch nach

Die Breitachklamm, hier die Grenze zwischen Österreich und Deutschland

“Selbstwirksamkeit”. Ich denke, fasten, also nichts essen, wenn es absichtlich geschieht, lässt angenehme, körpereigene Drogen frei werden. Auf jeden Fall mache ich jetzt (wieder) sehr gute Erfahrungen damit. Ich denke dabei auch, dass absichtliches, gewolltes Nichts-Essen hilft, in Frieden über die große Grenze eines Tages gehen zu können.

Aber heute Abend, nach dem Oster-Nacht-Feuer (s.u.) will ich das Fasten brechen mit einem Apfel und einem Knäckebrot. Darauf freue ich mich auch. Ulrike hat vor, zu Ostern Gulasch zu kochen. Darauf und auf den Osterzopf, den Gerd Hugger für uns extra gebacken hat, freue ich mich sehr. Am Ostersonntag will ich wieder essen … und auch wieder den geliebten Wein aus dem Weltladen trinken. Stellar oganics, fair und bio, kann ich sehr empfehlen. Zurzeit muss man ihn aber bestellen bei GEPA oder EL PUENTE … oder beim Oberstdorfer Weltladen, der die Ware dann kontaktfrei zu besonderen Zeiten übergeben wird. Bestellungen werden im Weltladen telefonisch mittwochs und freitags von 10–12 Uhr angenommen, Telefon 0049.8322.959931 oder per Mail: bestellung@weltladen-oberallgaeu.de

Auch der Weltladen in Hamburg Ottensen, mit dem ich verbunden bin bietet ähnliches an. Siehe https://weltlaeden.de/ottensen/

Heute haben Ulrike und ich um 21.00 Uhr im Schulterschluss mit der katholischen Gemeinde ein Oster-Nacht-Feuer einsam entzündet. Es war schön. Morgen früh werden wir ebenso einsam in ökumenischer Verbundenheit um 8.00 Uhr zum Auferstehungsmorgen die Glocken läuten. Ich grüße euch herzlich alle mit dem seltsamen Gefühl der Verbundenheit, obwohl wir dermaßen auf Distanz sind …

Ich danke auch allen für alle Rückmeldungen, den kritischen und den zustimmend-wertschätzenden. Seid behütet in dieser Osternacht, die sich so ähnlich anfühlt wie die Weih-nacht, “heilige Nächte” also.

Euer Frank

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Frank Witzel

Evangelischer Pfarrer, Traumatherapeut und Biker in der evangelischen Kirchengemeinde St. Thomas in Augsburg.