Lebenszeichen von Frank in Corona-Zeiten am 22.3.2020
Heute, am Sonntag, macht im Kleinwalsertal alles einen mystischen Eindruck auf mich.

Die Menschen, die ich mit sicherem Abstand spreche oder mit denen ich telefoniere, sind nicht in einer Alarmstimmung sondern besonnen nachdenklich und auch dankbar, dass man diese Zeit in einem schönen Tal verbringen darf. Ich freue mich als Seelsorger, dass hier keine kollektive seelische Krise aufbricht. Möge es so bleiben!
Im privaten Horizont muss und darf ich sagen, trau es mich aber fast nicht, weil die Situation ja auch sehr ernst ist, dass es mir richtig gut geht. Ich spüre Frieden in mir — ähnlich wie am Nordkap, als ich dort mit Ulrike im vergangenen Jahr in unserer Sabbatzeit war.
Als Traumatherapeut ist mir ein Text, ein “future pace” vom Zukunftsforscher Matthias Horx von Pia und Christine aus Augsburg zugesandt worden, der meines Erachtens richtig, gut und wichtig ist. Ihr findet ihn unter
Als Theologe finde ich, hat dieses future pace strukturelle Ähnlichkeit mit den Erlösungsvisionen der Bibel, die davon träumen, dass das Leben mit der ganzen Schöpfung inklusive Mensch und Tier in Ordnung kommt.
Jes 11, 6–8: Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und der Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, daß ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken.
Jes 65,25: Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.
Heute Morgen las ich vor dem Aufstehen noch einen theologischen Artikel zur “Kritischen Theorie” von Max Horkheimer und Theodor Adorno. Er stellte die Frage, wie eine lebendige und die Welt gestaltende Hoffnung (noch) möglich ist, angesichts der real existierenden und sich stets wiederholenden Enttäuschungen.
Ja, wie?
Gute Frage!
Für mich öffnete sich die Antwort durch einen indirekten Impuls unserer derzeitigen Kunstausstellung “Kosmologie” von Juliane Wanner: Durch die Idee, dass Jesus Christus als Inbegriff der real existierenden menschlichen Liebe zugleich das innere Bauprinzip, die Matrix aller Schöpfung ist, lässt sich in religiöser, poetischer, spiritueller Weise prinzipielle Hoffnung mit nüchterner Wahrnehmung versöhnen. Die “Logos-Christologie” des Johannes-Evangeliums und der Alten Kirche hat dafür den gedanklichen Weg bereitet. Das ist mein spiritueller Impuls heute für mich. Vielleicht für euch ja auch …
Schaut euch, wenn es (wieder) geht, real die Ausstellung an!
Oder jetzt schon digital unter
Seid behütet, pfüat na … ond bliiibet xond
euer Frank