Lebenszeichen von Frank in Corona-Zeiten, 22.03.2021

Frank Witzel
1 min readMar 22, 2021

Wir bewegen uns auf Karfreitag und Ostern zu. In diesen Tagen ist mir das Thema des Sündenbocks neu bewusst geworden und nahe gekommen. Ein Kulturjournalist des Allgäuer Anzeigeblatts hatte mich darauf angesprochen. Morgen werden wir miteinander telefonieren. Zum Thema fand ich einen hervorragenden Podcast vom SWR heute kurz nach dem Duschen. Er lohnt sich und ist ein intellektueller Genuss, der sehr erhellend ist für die Alltagsaggressionen in den kleinen und großen Kreisen des Lebens.

Persönlich bin ich zurzeit dem Himmel wirklich dankbar, dass ich Traumatherapeut bin. Ich erfahre es als ein sehr großes Geschenk, dass die Mobbing-Prozesse und Sündenbockstrukturen, die mich betreffen, auf diese Weise von mir verstanden werden können und darum nicht so sehr treffen.

Zugleich bin ich auch beschämt. Ich wandere in meine Erinnerungen und finde, dass ich zu oft Sündenbock-Suchaktionen und -opferungen beobachtet habe, ohne parteilich einzuschreiten. Ich wurde dadurch, nicht immer aber viel zu oft, ein Mitläufer, der diesen Prozess erst möglich macht. Ohne Mitläufer keine Hohe- und Opferpriester!

Ich dachte, mir passiert das nie, dass ich zu einem Sündenbock gemacht werde …

Weit gefehlt! Hochmut kommt vor dem Fall. Das ist meine selbstkritische Erkenntnis in dieser Passionszeit.

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Frank Witzel

Evangelischer Pfarrer, Traumatherapeut und Biker in der evangelischen Kirchengemeinde St. Thomas in Augsburg.