Lebenszeichen von Frank im Neuen Jahr, 16.01.2021
Neustart. Es geht weiter. Trotz allem.

Das Gerüst wird im Nebenraum der Kirche aufgebaut, damit der schwere Leuchter abgenommen und die Deckendämmung angebracht werden kann.
Draußen schneit es stark.
Die Weihnachtstage und der Jahreswechsel sind vorüber.

Eine gewisse Verunsicherung ist zu spüren, was die Corona-Pandemie mit den beobachteten Virus-Mutationen für uns alle zu bedeuten hat. Innerlich hatten wir uns auf eine Lockerung des Lockdowns eingestellt. Aber in den Nachrichten sind lauter Botschaften wahrzunehmen, die eher auf ein zusätzliche Verschärfung der Maßnahmen in Bälde schließen lassen.


Wir lassen uns davon nicht entmutigen und räumen, das, was gerade keinen rechten Ort hat auf die Seite. Der Gottesdienstraum wird auch Lagerfläche … und bleibt trotzdem schön.
Das Improvisierte und Vorübergehende hat auch eine gewisse Schönheit.
Am Sonntag, den 24. Januar sollen die Gottesdienste wieder beginnen mit den gewohnten Corona-Hygiene-Maßnahmen.
Diese schwebende, improvisierte Situation des Übergangs erinnert mich an einen meiner Haupt-Bezugsverse aus der Bibel: “Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.” (Hebräerbrief, Kapitel 13, Vers 14)
Zwischengelagert wird auch das Kruzifix aus dem Nebenraum. Ich finde, auch das Provisorium hat Charme und spirituelle Ausstrahlung.
In Verbindung mit dem Bibelvers aus dem Hebräerbrief oben fällt mir Jesu existentialistisches Nachfolgewort aus dem Lukasevangelium ein: “Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen könnte.” (Kapitel 9, Vers 58).
Ja, es geht weiter, trotz allem. Zugleich liegt auch eine Nachdenklichkeit in der Luft. Ich glaube, sie tut uns gut.
Immer wieder habe ich in dem Blog darauf hingewiesen, dass die Corona-Pandemie uns immer wieder darauf hinweist, dass das eigentliche Problem der Menschheit die Aufspaltung in Arm und Reich ist. Arme werden von den Begleitumständen von Corona und von der Covid-Erkrankung ungleich härter getroffen als die, die Ressourcen haben. In diesem Zusammenhang finde ich es notwendig und längst überfällig, was “unser” Präsident der Diakonie dazu zu sagen hat. Er zeigt zum Beispiel auf, dass die soziale Grundsicherung vollkommen falsch und zu niedrig berechnet wird, weil schon der “Normal-Level” der Berechnung eine Armutssituation voraussetzt. Viele arme Menschen können nämlich von den Hartz IV-Regelsätzen gemäß bayerischem Diakoniepräsidenten Michael Bammessel kein menschenwürdiges Dasein bestreiten. Es gebe in Deutschland viel mehr Menschen in bitterer Armut als manche meinten. Michael Bammessel nutzt für seine Info-Weitergabe auch einen Blog, sogar mit Video-Botschaft.
siehe: Menschenskind
Für viele Menschen in der Grundsicherung habe an Weihnachten das Geld weder für einen Adventskranz noch für einen Christbaum gereicht. Die Sätze müssten daher neu berechnet werden.
Bei Tafeln, diakonischen Mittagstischen und in Beratungsstellen zeige sich, dass viele Menschen zusätzlich zur Grundsicherung ergänzende Hilfe benötigten, stellte der Diakoniepräsident fest. Das liege daran, dass die Grundsicherung „vom Ansatz her falsch berechnet wird“. Die Berechnung orientiere sich einseitig an den Ausgaben der ohnehin schon sozial Schwachen und nicht an der gesellschaftlichen Mitte. Das führe zu einer „verzerrten Wahrnehmung dessen, was tatsächlich für eine gesellschaftliche Teilhabe und für das sogenannte soziokulturelle Minimum notwendig ist“. Die Kluft zwischen der Mitte der Gesellschaft und den von Armut Betroffenen werde so nur größer, kritisiert die Diakonie. Die bayerische Diakonie schließt sich damit der Forderung der Diakonie Deutschland an, die ein neues Berechnungsmodell vorschlägt, das die Ausgaben der gesellschaftlichen Mitte stärker einbezieht.
Die nächste Regelsatzberechnung sei für das Jahr 2024 vorgesehen, sagte Bammessel. Der Zeitpunkt, die Berechnung zu reformieren, sei aber jetzt.
Ich finde, unser Diakonie-Präsident hat recht, springt aber auch immer noch zu kurz. Nach meiner Erfahrung ist die Beantragung der Grundsicherung bei den einschlägigen Behörden so ehrverletzend und abwehrend, dass betroffene Menschen sich nicht angstfrei darum kümmern können.
Ich glaube darum, dass es Zeit wird, das “bedingungslose Grundeinkommen” einzuführen. Das Geld dafür ist da. Das wird uns allabendlich im Fernsehen vorgeführt und vorgerechnet.